Die Hünenburg bei Hann.Münden-Volkmarshausen

"Hünenburg", ehemaliger Burgwall bei Hann.Münden, Ortsteil Volkmarshausen, Kreis Göttingen, Reg.-Bez. Braunschweig

Hünenburg

Name: Hünenburg, 1720 Die Hunische Burg, "Der Hintere Papenberg"; 500 m östlich Fln. " Riensche Burg"

Meßtischblatt: 4524 Hann.Münden; R 35470 / H 57010

Allgemeine Lage: Südlicher Bramwald, im Dreieck zwischen Werra und Weser

Örtliche Lage: 300 m üNN auf dem nördlichem Ausläufer des "Blümer Berges" östlich von Volkmarshausen (120 m üNN)

Baugrund: Graubrauner Wesersandstein.

Baumaterial: Verschiedenfarbige Sandsteine, Quarzite, Basalt.

Beschreibung: Ungewöhnlich große, im Ursprung vorfrühgeschichtliche Burgwall-Anlage, Gesamtausdehnung Nord-Süd 530 m, Ost-West 350 m, 40 m Höhenunterschied Als sichtbare Baureste sind Mauerfundierungsterrassen rings um die Hochfläche zu erkennen. Im Inneren fallen flächige Steinansammlungen und Lehmstreifen auf . Die Hünenburg bildet eine dreieckige Hochfläche mit abgerundeten Ecken. (Nord- und Südradius betragen rund 50 m, der Ostradius ungefähr 100 m). Die Längen der Seiten (bei sich schneidenden Geraden) sind Westseite:700 m, Südostseite 650 m, Nordostseite 500 m. Im Nordosten ist der Mauerverlauf nur sehr schwer zu erahnen..

Der Höhenunterschied zwischen Hochebene und nördlicher und westlicher Talebene beträgt 150 m. Die Hochfläche fällt von 312,4 m üNN im Westen auf 270 m üNN im Osten flach ab. Von Süd nach Nord verringert sich die Höhendifferenz ebenfalls um 40 Meter. Der sehr flache Sattel ( 290 m ) zwischen "Hünenburg" ( 312,4 m ) im Nordwesten und sich südöstlich anschließendem "Blümerberg" ( 320 m ) bildet ein Trapez, dessen schmale Nordwestseite ist fast 250 m lang.

Die Hochfläche des "Blümerbergs" ist rings um die flache Kuppe mit Sumpfgebieten umzogen. Vom Sattel entwässern zwei Bäche das Feuchtgebiet nach Norden und Westen in tief abfallende Kerbtäler.

Drei dauernd fließende Quellen geben ihr Wasser zusätzlich in den nordöstlichen "Helle Grund". Südlich der Ostrundung der "Hünenburgmauer" und etwa 40 m von der beginnenden Südostgeraden knapp über der 290-m-Isohypse am "Rischplatz" entspringt die der Burg am nächsten liegende dauernd fließende Quelle. Hier in der Nähe wird vermutlich ein Burgtor gelegen haben.

Beim Bau des von hier nach Südwesten führenden "Sandweges" wurde das Mittelstück der fast parallel verlaufenden Mauerterrasse der Südostfront zerstört. Auf dem höchsten Teil des Sattels zeigt sich im Burginneren, etwa 15 m hinter dem Wall ein fast 30 m langer Graben mit Vorwall. Zwanzig Meter südlich, im Zuge des Mauerverlaufs durch einen Forstweg geschnitten, erkennt man die Mauergründung. In einem Windwurf in der Nähe stecken im Wurzelballen Hüttenlehmreste.

Etwas weiter am tieferen Westabhang ist der 4 m breite Versturz der Mauer mit den unterschiedlich farbigen Sandstein- und Quarzitblöcken gut zu erkennen. Aus dem Sumpf auf dem Sattel fließt ein Rinnsal fast parallel im Abstand von 15 Metern zu der Mauerterrasse in Richtung Westen in den "Steingrund". Auf einer Hangkante vom über 700 m südlich entfernten ehemaligen Mühlsteinbruch herauf erklimmt der "Försterstieg" auf Höhe des "Dennerlein"-Gedenksteines den Sattel. Zuvor passiert er die oberhalb liegenden Rund- und Ovalpingen. Deren Entfernung zur Burg beträgt vielleicht 100 m. Der Flurname westlich des "Försterstiegs" lautet "Der Vordere Papenberg" . Auf Höhe des "Dennerlein-Steins" zweigt vom Bächlein eine Rinne ab, führt mit wenig Gefälle auf die Burg zu, quert den Mauerverlauf unterirdisch und verläuft nach dreißig Metern im Burginneren. Zwanzig Meter weiter bergab beginnt ebenfalls eine Rinne und begrenzt die Südrundung der Hünenburg.

Ab dem südlichsten Punkt im Verlauf der Mauerumbiegung steigt die Terrasse von 270 m üNN am Westabhang fast geradlinig bis auf ungefähr 305 m üNN, um dann wieder in der Nordumbiegung nach Osten umzuschwenken. . Der Mauerbereich südwestlich der Jagdhütte erscheint entweder gestört zu sein, oder hier hat ein doppelt hintereinander gestaffeltes Terrassensystem bestanden, oder zumindest ein nach innen zurückgesetzter Mauerzug. Vielleicht lag hier am Steilhang eine gut zu verteidigende kleine Toranlage. Östlich der Nordumbiegung läuft der Mauerzug zur Südwestecke des kleinen Steinbruches am Nordabhang der Hünenburgkuppe. Ab der Südostecke des Bruches ist der Mauerverlauf nur zu erahnen .

Wäre die Mauer bis zur Nord-Ostumbiegung auf der ( sich bis auf 270 m NN fallenden ) unteren gut sichtbaren Hangkante der Hochfläche verlaufen, so ließe sich die These von der dreieckigen Anlage nicht halten. Nach dieser nordöstlichen Umbiegung ergibt sich, nach Süden anschließend durch eine breite Eindellung nach innen, ein leicht geschwungenes fast gerades Ostmauerstück .

Nach einer Forstkarte aus dem 19.Jahrhundert bildet das Flurstück Nummer 62 "Hünenburg" ein unregelmäßiges Zehneck .

Es besteht aber die Möglichkeit,dass von der Südostecke des Steinbruches auf einer schwach ausgeprägten Hangkante, mit geringerem Höhenverlust wie die tiefer liegende Linie, die Mauer zu der zuerst erwähnten Ostrundung unfern der Burgquelle führte. Der braune Waldboden zeigt hier in einer breiten Linie eine mehrere Zentimeter starke schwarze Bodenschicht. Sie könnte von einer verbrannten Holzkonstruktion stammen.

Dagegen spricht wieder die Tatsache, dass unterhalb der Ostseite und der Nordostseite der unteren Hangkante bis in mittlere Hanghöhe Massen von Steinversturzmaterial unterschiedlicher Größe und Färbung liegen, welche von der ehemaligen Mauer oder von Innenbauten stammen könnten. Auf dem Nordwestsporn (südlich der Flur "Rehkopf" bergaufwärts oberhalb des Eisenbahntunnels) in Richtung Volkmarshausen befinden sich ebenfalls größere Steinansammlungen. Im steilen West- und Nordhang hat sich nicht soviel Material halten können .

Im Burginneren fällt auf, dass hier größere Steine oder Steinblöcke an der Oberfläche fehlen.

Von der Nordwestrundung der Mauer (nordwestlich des Steinbruchs; 300 m üNN), fast 50 m parallel nördöstlich des breiten Gestells auf der Mitte Sporns, fallend auf 270 m NN, läuft eine etwa ein Meter hohe Terrasse bergab als Begrenzung der Schuttfläche. Sie ist nur vom aufsteigenden Nordhang gut erkennbar.

Da die beiden Sporne ungeschützte Flächen darstellten, könnte ich mir hier eine Befestigung in einer zweiten Ausbauphase der Burg vorstellen. Vergleiche hierzu bieten der Nord- und Südsporn der mittleren ("Zweiten") Umwallung" der "Vogelsburg" bei Vogelbeck / Einbeck.

Vom Fuß des Nordostsporns erklimmt in Serpentinen der "Haumeister Stieg" die der Burg zugewandte Talseite des "Helle Grundes" und erreicht unterhalb des "Frühstücksplatzes/Rischplatzes" das gut erkennbare Ende der Ostumbiegung der Mauerfundierung. ----Ein rindenloser eineinhalb Meter hoher und gut fünfundzwanzig Zentimeter im Durchmesser dicker "Schubberbaum" steht direkt auf dem Mauerverlauf ( im Jahre 2002). Die Steine der "Pioniermauer" unterhalb im Steilhang könnten von hier stammen und /oder beim Bau des Sandweges aus dem Südostmauer-Material gewonnen wurden sein (Recycling) .

Die Nordabflachung des "Blümer Bergs" (Fln. "Rische Bruch" oder "Kussenbruch" ) bildet gegen die seicht ansteigende Kuppe einen kurzen abrupten Anstieg von 2 bis 3 Metern Höhe auf einer Länge von 200 m. Die Fläche (etwa 2 Hektar im Quadrat ) sieht aus wie ein ausgekofferter mittelalterlicher Steinbruch von geringer Tiefe. Von der südlichen Ecke, etwa 20 m entfernt im Tannenwald versteckt, in der Nähe einer fast 5 m tiefen Rund-Pinge, ziehen mehrere fast parallel verlaufende Pingenzüge in südwestlicher Richtung auf den alten Aufschluß einer Ton- oder Sandgrube zu. Von hier nach Nord-Nord-West fließt ein alter Entwässerungsgraben mit beidseitig hohen Wällen in Richtung "Hünenburg" . In der heutigen Forstabteilung 112 (Fln. "Das Alte Gehege") knickt nördlich des bis in die Sechziger Jahre genutzten, aber heute verfüllten, Quarzitbruches, der Hauptpingenzug nach Westen um . Fast 200 m weiter befindet sich das Gebiet mit den Rundpingen südlich des "Steingrunds" .

Das Gebiet der Flur "In den Ellern" wird südlich der Blümerbergkuppe von einem Graben begrenzt, der das Feuchtgebiet des östlichen "Blümer Bergs" (Eichenbestand) nach Norden entwässert. Nach Süden wird das Wasser dieses Sumpfes ( Fln. "Am Oelig Loche" ) über den "Düstere Keller Graben" abgezogen ..

Östlich der "Hünenburg" und nördlich der Flur "In den Ellern" läuft die Hochfläche des "Blümer Bergs" in den leicht ansteigenden, aber quer liegenden 200 m kurzen Ost-West verlaufenden, Kamm des "Holzwiesen Berges" aus ( Forstabteilung 108). Der östliche Teil des Abhangs zum 90 m tiefer fließenden "Schedebach" trägt die Flurbezeichnung "Rienische Burg", das bedeutet "Grenzburg" nach der Überlieferung von Herrn Günter Kaerger, Hann.Münden 2002. Diese mit größeren Steinblöcken übersäte lange Blockhalde (bei 10 m Breite und fast 1 m Höhe) biegt an beiden Enden zum Steilhang ab. Das westliche Ende senkt sich auf einen kleinen Sporn ab, der auf halber Steilhanghöhe drei über 5 m tiefe Rundpingen trägt, mit eindeutigem Schurf auf schmale senkrecht in den Berg ziehende Eisenerzgänge. Ein Erzgang sieht aus wie ein zugeschütteter Stollen. Unterhalb direkt neben dem "Hellegrundsbach" befindet sich ein, als Naturdenkmal ausgewiesener, kleiner ehemaliger Basaltsteinbruch. Der östliche Ausläufer des Kamms biegt nach Norden um ( 40 m ) und senkt sich von 285 m üNN auf 250 m üNN hinab (bei waagerechter Länge von rund 100 m). Von hier schwenkt eine Hangkante isohypsenparallel um fast 80 m nach Westen, um als schwache Überhöhung wieder den Berg hinauf zu steigen . Der untere Teil der eineinhalb Hektaren große Fläche sieht aus wie eine viereckige flache, in den Hang gedrückte, Wanne . Der obere Teil der Burg wird von dem unteren Steilhangbereich durch eine waagerecht am Hang verlaufende 5 m breite Terrasse abgeteilt .

Es besteht hier die Möglichkeit, dass es sich um eine "Frühmittelalterliche Hangburg" handelt, oder eine Vorgeschichtliche Burg, die nicht unbedingt zeitgleich zur "Hünenburg" bestanden haben muss..

Die "Hünenburg" beherrschte das Umland mit guter Aussicht und angriffsicherer Lage. Die "Rienische Burg" sicherte vielleicht nur die Eisen- und Rohstoffabbaustätten, sowie die möglichen Verhüttungs- und Weiterverarbeitungsplätze des Eisens am Schedebach . Zum Vergleich führe ich die "Frühmittelalterliche Dasseler Burg" (am Burgberg) an, von der aus die Dasseler Grafen, bei ähnlicher Lage auf einem Nordhang, die urkundlich erwähnten Eisenverhüttungsanlagen kontrollierten.

Im Schedebachtal arbeiteten noch bis in das vorige Jahrhundert mindestens vier Wassermühlen. Ob hier auch eine Eisenhütte und eine Hammerschmiede dabei gewesen sein dürften, welche möglicherweise mittelalterliche Verarbeitungstraditionen fortsetzte, sollte von Historikern erforscht werden .

Die 11 Hektar große "Volkmarshäuser Hünenburg" ist ein gutes Beispiel einer Befestigung aus der Eisenzeit oder Römischen Kaiserzeit mit zusätzlicher Vorverstärkung der Sporne.

Eine von Form und Größe (7 Hektar) vergleichbare Befestigung liegt westlich von Haltern auf dem Annaberg in Westfalen. Sie wurde aber von Schuchardt als vermutliches Früh-Augustäisches Römerlager angesehen.

Die Flurnamen "Der Hintere Papenberg" für die westliche Hünenburg und der Fln. "Der Vordere Papenberg" für den mittleren westlichen Teil des "Blümer Berges" lassen den Schluß zu, dass diese Bereiche ursprünglich zu dem am anderen Weserufer gelegenen Kloster Hilwartshausen gelegen haben könnten. Unterhalb des Westhanges der "Hünenburg" liegen die Fluren "Lausewinkel" , "Am Dreisch" und "Kiekbusch". Vom Fuß des Nordwestsporns von der Dorfmitte Volkmarshausens zur alten Schule über die Fluren Kiekbusch und Rehkopf ziehen sich mehrere parallel den Hang aufsteigende flache Hohlwege. Im oberen Steilhangbereich sind sie nicht mehr zu verfolgen . Auf den mittleren Höhenmetern des Berges oberhalb des Eisenbahntunnels ist eine im rechten Winkel auf die Mauer zulaufende Rinne auf dem Kamm des Sporns erkennbar. Dieser Weg ist nicht mit der tief ausgeschürften südöstlichen Rinne der "Negenborner Burg" bei Einbeck vergleichbar.

Im Bereich der Gemarkung Volkmarshausen befinden sich neben einer Jungsteinzeitlichen Wüstung auch eine großflächige aus der Eisenzeit.

Südlich der Flur "Der Vordere Papenberg" hat im oberen "Thielebachtal" westlich des "Ankebergs" (=Annaberg), vermutlich an der Quelle des "Thielebachs" oder südlich davon auf einem Sattel, etwa 2000 m südlich der "Hünenburg", die urkundlich bezeugte "Sankt-Annen-Kapelle" gestanden.

Von Hann.-Münden kommend, den Steilanstieg östlich des "Questenbergs" nehmend, ziehen die Wegespuren des "Helleweges" quer über den "Blümer Berg" südlich am "Ankeberg" vorbei in Richtung Nordosten auf den Ort Scheden zu. Sie tangieren das Vorfeld der "Hünenburg" in etwa 800 m Entfernung südöstlich, und senken sich im "Clusbachtal" fast parallel nördlich der Hann.Mündener Landwehr zum Schedetal hinab.

(Auf dem ansteigenden kleinen Sporn nördlich des "Clusteiches" zeigen zwei hintereinander liegende Terrassen die Lage ehemaliger Gebäude an.)

Funde: In der mittleren Pinge unterhalb des Westsporns der "Riensche Burg" liegen Klopfsteine aus Basalt. Im Bereich des "Sandweges" südlich der Burg befand sich eine Vorgeschichtliche Scherbe aus groben braunen Material. Weitere lagen im Westhang im Zuge des Hohlwegbündels in der Forstabteilung 105. Im "Steingrund-Rinnsal" auf Höhe des "Dennerleinsteins" fand ich ein Hufeisen (vermutlich ein Kuh- oder Maultier-Hufeisen) und einige mittelalterliche graue Scherben.

Auf mehreren Stellen in Windwürfen war verbrannter Hüttenlehm zu sehen.

Die Lehmstreifen im Burginneren lassen auf Fundamentabdämmungen von Häusern gegen aufsteigende Nässe schließen . In der Burgfläche lag ein bearbeitetes Kalksteinstück, welches ich als Primitiv-Werkzeug in Form einer Hacke für landwirtschaftliche Nutzung ansehen würde, was aber bislang von den meisten Archäologen in Abrede gestellt wird, obwohl mir gleiche Typen auf eisenzeitlichen bis frühmittelalterlichen Burgen schon des öfteren aufgefallen sind. Ähnliche Stücke liegen auf der "Bühler Burg" südlich von Northeim und der "Negenborner Burg" bei Einbeck usw.